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Die Victoria

Victoria amazonica

Die Victoria gehört sicher zu den imposantesten Wasserpflanzen, ist sie doch auch nach einer Königin benannt (Königin Victoria von England, 1819 - 1901). Entdeckt hat sie 1801 der Botaniker Haenke auf einer Forschungsreise ins Amazonasgebiet.
1851 blühte sie in Berlin zum ersten Mal im Garten von Borsig in Moabit „in einem eleganten Glastempel aus zierlichen Eisenstäben". Sensationell war die Erwärmung des Gewächshauses und des Wassers durch eine gemauerte Warmwasserheizung. Gegen Eintrittsgeld durften die Berliner dieses Victoria-Haus besichtigen. Die Gelder daraus bildeten den Grundstock der Invalidenkasse der Borsig-Arbeiter.
Alles an der Victoria ist außergewöhnlich: ihre riesigen Schwimmblätter, die in ihrer tropischen Heimat einen Durchmesser von 3 m erreichen (hier 2 m) und bis zu 50 kg tragen können. Die Unterseite des Blattes ist dafür gut ausgerüstet. Zwischen den kräftigen Blattnerven, der Blattunterseite und der Wasseroberfläche bilden sich große Luftblasen, auf denen das Riesenblatt wie auf Luftkissen schwimmt. Zusätzlichen Schutz gegen Tierfraß (Fische und Seekühe) geben starke Stacheln. Die Blätter haben einen etwa 6 cm hohen Rand mit zwei gegenüber liegenden Einschnitten. So kann bei heftigen Bewegungen der Rand nicht einreißen, die Blätter sich nicht übereinander schieben und bei Regengüssen das Wasser leicht abfließen. Außerdem ist das Blattgewebe an vielen Stellen von senkrechten Röhrchen (Stomatoden) durchzogen, die das Wasser zur Unterseite ableiten.
Die Blüte zeigt ihre Pracht nur an zwei Tagen. Am frühen Abend erblüht sie weiß, verströmt Ananasgeruch und ist im Inneren um 10°C wärmer als ihre Umgebung. Diese Wärme, die Blütenfarbe und der Duft locken Käfer an. Am Morgen schließt sich die Blüte und wird zur Zwangsherberge. Ein stärkehaltiges schwammiges Gewebe an den Fruchtblättern bietet jedoch den Gästen reichlich Nahrung. Erst am Abend des zweiten Tages öffnet sich die Blüte wieder, diesmal kräftig rosarot und duftlos. Inzwischen sind die Käfer mit Pollen beladen, den sie zur nächsten weißen duftenden Blüte tragen. Die bestäubte Blüte sinkt zum Grunde des Wassers. Das Leben aber geht weiter, dort entwickeln sich die Samen. Die reifen Samen werden von den Indianern zu Mehl verarbeitet, aus dem wegen seines guten Geschmacks Gebäck hergestellt wird.